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ZwAItmeinung

Christoph Glösenkamp

15.07.2023

Ein erster Blick in die Zukunft

2017 erschien eine Studie im British Medical Journal, deren Kernaussage folgende war: je älter Ihr behandelnder Arzt ist, desto höher ist Ihr Risiko zu versterben. Ich will gar nicht auf die Details der Studie eingehen, auf mögliche Einflüsse (biases), die die Ergebnisse beeinflussten etc.. Ich erinnere mich aber noch genau, wie mich das Ergebnis damals beeindruckt hatte, und ich habe die Studie mehreren meiner Kollegen (damals war ich noch an der Charité) zur Diskussion zugeschickt. Zu der Zeit arbeitete ich als Oberarzt an der Klinik, im Alltag riefen mich also jüngere Kollegen an oder holten mich mit zu Patienten, um mich bei Diagnostik oder Therapie um Rat zu fragen. Sollte ich etwa falsche Ratschläge geben? Wären die Ärzte besser dran ohne mich?

In den meisten Fällen ist sicherlich der Ratschlag eines erfahrenen Arztes hilfreich, ich will die Studie auch nur als Aufhänger nutzen um zwei Probleme aufzuzeigen: 1. Es werden zu jedem Zeitpunkt unzählige neue Studien veröffentlicht, Leitlinien geändert, bisherige Behandlungsdogmen über den Haufen geworfen. Da ist es gar nicht leicht als einzelner Arzt Schritt zu halten, und ja, könnte mit zunehmendem Alter schwerer Fallen. 2. Es kann anstrengend sein, bei Symptomen und unklaren Befunden von Patienten "tiefer zu bohren". Das bedarf manchmal einer gewissen Überwindung.

Neben verschiedenen Methoden und Hilfen die oben genannten Effekt abzufedern ergibt sich nun mit der künstlichen Intelligenz eine weitere, spannende Möglichkeit den eigenen "Dr.House" am Leben zu halten. Die "large language models (LLM)" können bereits in Ihrer jetzigen Form teilweise beeindruckend gut Symptome und Befunde analysieren und zu sehr guten Ergebnissen kommen.

Bevor ich auf die aktuellen Chancen und Probleme eingehe, lassen Sie uns kurz das Beispiel auf unserer Website betrachten. Falls Sie unser Beispielvideo zum Einsatz der ZwAItmeinung noch nicht gesehen haben, können Sie das hier tun. Es stellt sich ein Patient mit bekanntem Asthma bronchiale vor, dessen Beschwerden seit einiger Zeit deutlich zugenommen haben. Das ist nicht ungewöhnlich, und wird von uns meistens zunächst mit einer Intensivierung der inhalativen Medikamente begegnet. Das erkennt auch ZwAItmeinung richtig und gibt in der Tabelle als erste Verdachtsdiagnose eine Exazerbation (also eine akute Verschlechterung) des Asthmas selbst an. Und noch viel besser, wird uns bei "Weitere Untersuchungen" in dem Fall geraten, keine weiteren anzustellen, sondern direkt zur Therapie zu gehen, nämlich Erhöhung der Inhalationstherapie (richtig!), eventuell Corticosteroide (auch genau richtig!) und gegebenenfalls Biologika (beeindruckend richtig und aktuell). Ein Wehrmutstropfen bleibt, unter "Weitere Untersuchungen" wird noch auf einen Asthmaprovokationstest hingewiesen, der in dieser Situation eindeutig falsch wäre (sogar potentiell lebensbedrohlich!). Also: viel Licht, wenig aber bedenklicher Schatten.

Die zweite Differentialdiagnose durch ZwAItmeinung sind Bronchiektasen (krankhaft erweiterte Bronchien), auch sehr gut bei den geschilderten Symptomen. Diagnostik und Therapie sind in dem Fall alle richtig. Allerdings hätte man Bronchiektasen in der Computertomographie der Lunge gesehen, und wurden im Befund nicht erwähnt. Man müsste also annehmen, dass dies vergessen wurde zu beschreiben. Das kann sogar mal passieren, nicht jeder Radiologe achtet genau auf Bronchiektasen. Also ingesamt hier eine sehr gute Leistung von der künstlichen Intelligenz.

Die dritte Diagnose ist chronische Bronchitis, ein Begriff den wir meist nur bei Rauchern benutzen, und so wird hier bei Therapie auch vollkommen richtig erwähnt, dass die Rauchentwöhnung das wichtigste sei. Wir hatten zu möglichem Nikotinkonsum dem Computer nichts mitgeteilt, verständlich also, dass er das als eine Möglichkeit ansieht.

Die vierte Diagnose wird dann deutlich exotischer (übrigens von uns so auch im Vorfeld "programmiert", wir wollen zunächst 3 wahrscheinliche Diagnosen, dann noch 2 seltene). Ich werde hier nicht genau auf das Hypereosinophile Syndrom eingehen, nur soviel: ja, es ist eine mögliche Differentialdiagnose bei der Befundlage, ja man kann als Diagnostik eine Knochenmarksbiopsie machen (aber nicht sofort, erst würde man hier eine Bronchoskopie machen, die leider nicht erwähnt wird), auch der genetische Test ist richtig. Die Therapie mit Steroiden ist ebenfalls richtig, das Interferon wird heutzutage selten für die Erkrankung genutzt.

Die vierte Diagnose (ABPA) ist richtig gut gemacht von der KI. Diagnostik und Therapie, alles richtig, eine seltene aber wichtige Differentialdiagnose und bei den Befunden des Patienten absolut möglich.

Die Antworten sind nicht immer so gut wie im genannten Beispiel, natürlich haben wir auf unserer Website eine besonders "schöne" eingestellt. Aber, die guten Antworten überwiegen, und wenn uns mal eine Antwort so gar nicht gefällt, kann man die gleiche Frage einfach nochmal stellen. Dann kriegt man eine andere, und vielleicht bessere Antwort.

Sie können an der Diskussion der Antworten leicht erkennen, warum es aktuell (noch) nicht ohne Arzt geht. Es würde zu großer Verunsicherung führen, wenn z.B. bei einem Patienten fälschlicherweise als wahrscheinlichste Diagnose seines Hustens eine Krebserkrankung genannt wird, obwohl es sonst dafür keinen Anhalt gibt. Würde man sich an alle Empfehlungen halten, käme es auch zu einer enormen "Überdiagnostik", da auf vieles das genannt wird verzichtet werden kann.

Dennoch, es bleiben oft interessante Ergebnisse, die Ärzte und Patienten zumindest Diskussionsgrundlagen liefern können. Sie und wir lernen gerade noch alle mit dieser neuen Technik umzugehen, in der Medizin und außerhalb. Es wird spannend, und wir freuen uns diesen Weg einen Teil mit Ihnen zusammen gehen zu können.

Wenn Sie also Interesse an einer ZwAItmeinung haben, sprechen Sie uns einfach an.

Christoph Glösenkamp
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