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Auskultation der Lunge

Christoph Glösenkamp

14.08.2023

"wollen Sie denn gar nicht meine Lunge abhören?!?"

Wir führen in unserer Praxis regelmäßig anonyme Patientenbefragungen zur Zufriedenheit mit unserer Behandlung durch. Dabei schrieb vor einiger Zeit ein Patient "Ich wurde bei meinem heutigen Besuch vom Arzt gar nicht abgehört. Ist das jetzt hier so?".

Man kann die sicher nicht ernst gemeinte Frage unterschiedlich beantworten. Die einfachste Antwort: "ja, das ist so!". Wir hören tatsächlich nicht jeden bei jedem Besuch die Lunge ab.

Ich muss etwas ausholen um das genauer zu erläutern: vor einigen Jahren habe ich mal einen Vortrag bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin gehalten. Thema war: Lungenauskultation (das Abhören der Lunge mit dem Stethoskop). Und ich kann Ihnen sagen, mein Vortrag kam gar nicht gut an. Ich glaube, die Idee der Veranstalter für den Vortrag war ein einfaches "how-to", bei dem ich die grundsätzlichen Techniken und Befunde der Lungenauskultation erkläre. Ich hatte dahingehend das Ziel klar verfehlt, und hatte einen Überblick über die Evidenz und Nützlichkeit der Lungenauskultation gegeben. Und da wird es ganz schön dünn..... Es gibt einige große, geradezu mystische Untersuchungen in der Medizin, die seit vielen Jahrhunderten existieren, und deswegen vielleicht nicht der gleichen Skepsis unterliegen wie neuere diagnostische Methoden. Untersuchungen, die geradezu sinnbildlich den Beruf des Arztes abbilden. Und dazu gehört mit Sicherheit auch die Auskultation. Ich glaube, dass ein Teil davon auch damit zusammenhängt, dass der Patient gar keine Chance hat, "mitzuhören". Wir Ärzte lauschen dem Stethoskop beim Auflegen auf bestimmte Hautbereiche, und geben dann dem Patienten orakelhaft Auskunft, was wir da eben nun so feststellen. Auch ist die Untersuchung eine der wenigen Gelegenheiten in der modernen Medizin die noch für einen (fast) direkten Körperkontakt bleibt. Das kann man nicht anders sagen, das fehlt sonst! Ich stellte die schlechte Datenlage in meinem Vortrag also dar, die geringe Reproduzierbarkeit (2 Ärzte kommen selten zum gleichen Ergebnis beim Abhören des gleichen Patienten) etc.. Aus der Zuhörerschaft gab es gerade unter den älteren Kollegen am Ende einige fast schon wütende Einwände zu meinem verfehlten Vortrag.

Wer hat Recht? Beide Seiten.

Hat die Auskultation der Lunge überhaupt noch eine Bedeutung? Das ist wiederum leicht zu beantworten, mit einem eindeutigen Ja! Trotz all unserer anderen und "neueren" Verfahren wie Ultraschall, Lungenfunktion, Röntgen und Computertomographien liefert uns das Abhören der Lunge mit dem Stethoskop Informationen die kein anderes Verfahren bisher bieten kann.

Aber: nicht immer, und nicht zu allen Zeitpunkten und nicht bei jedweder Beschwerde, und so können wir tatsächlich, auch zum Leidwesen des Patienten mit seiner Beschwerde manchmal auf die Auskultation verzichten.

Christoph Glösenkamp
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